«inside» Nr. 1 /Mai 2025
Geschäftsstelle / Marco Reggio
Drei Fragen an Marco Reggio
Zum Abschied gibt Marco Reggio Einblicke in seine Zeit als Geschäftsführer.
Was zeichnet Sie als Geschäftsführer aus?
Ich bin ein bodenständiger, unkomplizierter Mensch und kommuniziere meistens diplomatisch, aber immer auch authentisch. Humor, Neugier und eine positive Lebenseinstellung begleiten mich. Es wäre falsch und vermessen zu glauben, dass ein guter Geschäftsführer immer alles besser weiss als seine Mitarbeitenden. Ich jedenfalls bin kein Besserwisser oder Alleskönner und respektiere meine Mitarbeitenden als Experten ihres Jobs. Ich hole ihre Meinung ein, wäge ab und beziehe sie in die Entscheidungsfindung ein. Unterschiedliche Perspektiven steigern den Erfolg und helfen dabei, die besten Lösungen zu realisieren. Alle Mitarbeitenden kennen mein Credo: «Volkes Stimme ist Gottes Stimme». Je fähiger und kompetenter meine Mitarbeitenden sind, umso besser für mich und für die gesamte Organisation. Ich wähle gerne starke Leistungsträger und schenke ihnen Vertrauen, Wertschätzung und Freiraum zur Entfaltung. Dieser Mindset fördert ihr Engagement und ihre Motivation und trägt zu Topleistungen bei. Vertrauen bedingt auch eine Toleranz für Fehler. Wo gibt es diese nicht – Hauptsache man lernt daraus. Als Geschäftsführer steht meine Tür immer allen offen, Mitarbeitenden wie Genossenschaftern. Ich bin überzeugt: Wer nah bei den Menschen ist, kann bessere Entscheidungen treffen. Ich vergesse nie, wer unseren Lohn zahlt und erinnere daran – hier bin ich kompromisslos. Ich lege Wert auf eine Dienstleistungsmentalität und Kundenfokus und erwarte, dass wir unsere Aufgaben tadellos erfüllen. Ich lebe vor, was ich von anderen erwarte.
Was macht die Röntgenhof vorbildlich und wo hat sie allenfalls Nachholbedarf?
Die Röntgenhof agiert ökonomisch und hat ihre Kosten fest im Griff, was sich in ihren Mietzinsen widerspiegelt. Mit einem sehr schlanken Personalbestand bietet sie ihren Genossenschaftern eine gute Dienstleistung und Servicequalität an. Sie gestaltet Prozesse effizient, nutzt Technologien smart, trägt ihren Werten umsichtig und verantwortungsbewusst Sorge, plant langfristig und stellt sicher, dass die Qualität der Liegenschaften zeitgemäss erhalten bleibt. Die Zusammenarbeit zwischen Geschäftsstelle und Vorstand ist vorbildlich. Die Röntgenhof ist also rundum fokussiert auf den Erhalt und die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum. Wachstum ist ein wichtiges Thema. Für die Zukunft sehe ich eine Chance: Die Äufnung eines Fonds für den Erwerb von Grundstücken und Immobilien könnte sinnvoll sein. Dieser Fonds könnte die Wachstumsstrategie für bezahlbares Wohnen unterstützen. Wenn der Preis für den Kauf geeigneter Grundstücke oder Immobilien zu hoch wäre für unseren Mietzins-Standard (was die heutigen Marktpreise leider viel zu häufig sind!), könnten mit geäufneten Mitteln aus solch einem Fonds Land- und Immobilienkäufe realisiert werden, wo sonst nur wenig gefehlt hätte, und gleichzeitig liessen sich überhöhte Mietzinse vermeiden. Wir könnten dadurch unsere Stärke weiter ausbauen und noch mehr Menschen bezahlbaren Wohnraum bieten.
Welchen Trends oder Entwicklungen begegnen Sie kritisch?
Wir setzen uns leidenschaftlich dafür ein, dass mehr bezahlbarer Wohnraum nicht nur ein politisches Schlagwort bleibt, sondern Realität wird. Deshalb begegne ich der zunehmenden Regulierung und den immer komplexeren Auflagen im Bauwesen kritisch. Wir brauchen nicht mehr Bürokratie, sondern mehr Mut für praktische Lösungen. Restriktionen und Auflagen – so z.B. zum Ortsbildschutz ISOS, Denkmalschutz, Baumerhalt oder zu den Lärmvorschriften – sind bis zu einem gesunden Mass berechtigt. Darüber hinaus erschweren, verteuern oder verunmöglichen sie die Schaffung von mehr bezahlbarem Wohnraum und Verdichtung. Die Interessenabwägung muss mit richtigem Fokus und im Sinne der gesellschaftlichen Entwicklungen und Herausforderungen erfolgen. Wenn die Balance stimmt, können starke, unabhängige Genossenschaften mit Engagement und Weitblick auch morgen noch das dringend benötigte Mehr an bezahlbarem, zeitgemässem Wohnraum sichern.


